Wir haben uns mit Herrn Mag. Helmut Kopp, Stadtamtsdirektor, und Frau Dipl.-Päd. Birgit Obermüller, MA Bed, Direktorin der Volksschule Kufstein Zell und Bildungsreferentin im Gemeinderat Kufstein, getroffen, um mit ihnen...
Wir haben uns mit Herrn Mag. Helmut Kopp, Stadtamtsdirektor, und Frau Dipl.-Päd. Birgit Obermüller, MA Bed, Direktorin der Volksschule Kufstein Zell und Bildungsreferentin im Gemeinderat Kufstein, getroffen, um mit ihnen über die ersten Erfahrungen in der Zusammenarbeit und dem Entwicklungspotential des GemNova Bildungspools zu sprechen.
GemNova: Zwischen der Stadt Kufstein und dem GemNova Bildungspool wurde im Sommer 2016 der Kooperationsvertrag für die Organisation und Durchführung der Freizeitpädagogik und Schulassistenz geschlossen. Welche Vorteile ergeben sich durch die Zusammenarbeit mit dem GemNova Bildungspool für die Stadtgemeinde Kufstein bzw. konkret für die Volksschule Kufstein Zell?
KOPP: Auf Grund der Zielsetzungen des GemNova Bildungspool ergibt sich für die Stadtgemeinde Kufstein die Möglichkeit, die ihr als Schulerhalterin in der schulischen Tagesbetreuung, der Schulassistenz und der Sprachassistenz übertragenen Aufgaben mit hierfür ausgebildetem Personal die notwendigen Rahmenbedingungen bei einheitlichen Anstellungskriterien abzudecken und damit auch eine Planungssicherheit samt Einführung eines Springerpools zu gewährleisten. Durch eine übergeordnete koordinierende Stelle mit fachlichen Experten kann nach den Vorgaben des Landes auch eine Steigerung der Betreuungsqualität durch zielgerichtete Aus- und Weiterbildung besser erreicht werden.
OBERMÜLLER: Da die Anmeldezahlen in der Volksschule erst einige Tage nach Schulbeginn feststehen, können im Vorfeld aufgrund von Vorerhebungen nur Vermutungen angestellt werden, wie viele Gruppen zustande kommen. Wenn nun an einigen Tagen zusätzliche Gruppen entstehen und weiteres Personal für die Freizeitbetreuung benötigt wird, ist die GemNova der ideale Partner. Der Weg von der Personalanforderung bis zur Personaleinstellung ist ein deutlich kürzerer als wenn er über den Schulerhalter laufen würde.
Am Beispiel unserer Schule war es so, dass eine Freizeitpädagogin ihr Arbeitsverhältnis nach zwei Wochen wieder lösen wollte. Nach wenigen Tagen war die Stelle wieder nachbesetzt. Wie sich der Springer-Pool entwickelt, wird sich zeigen. Wenn auch dieser gut etabliert ist, ergibt sich dadurch ein weiterer großer Vorteil für Schulen.
GemNova: Inwiefern führt die Kooperation zu einer Entlastung in Ihrer täglichen Arbeit als Volksschuldirektorin?
OBERMÜLLER: Wir an der Schule haben sechs FreizeitpädagogInnen und drei SchulassistentInnen beschäftigt. Sie alle brauchen eine gute Einführung, Teamgespräche stehen an und gemeinsame Entwicklungsarbeit ist erforderlich. Sollte das Personal für die Freizeitbetreuung und die Schulassistenz jedoch ein beständiges über einige Jahre hinweg sein – was ich tatsächlich hoffe – kann dieser Umstand langfristig eine große Entlastung darstellen.
GemNova: Wo sehen Sie die Entlastung für die Stadt Kufstein?
KOPP: Durch den Entfall von Stellenausschreibungen und Vorstellungsgesprächen, Erleichterungen beim Anstellungsverfahren, Sicherstellung der Vertretung bei Krankenständen und Urlauben durch Springerpool und der Abwicklung von Förderansuchen mit dem Land sowie der damit verbundenen stetig steigenden Arbeitsanforderungen kann bereits mittelfristig mit einer Entlastung der städtischen Verwaltung bzw. mit keinen weiteren Belastungen in diesem Bereich gerechnet werden.
GemNova: Wie erleben Sie die Arbeit mit den FreizeitpädagogInnen und SchulassistentInnen in der Praxis?
OBERMÜLLER: Die bisherigen Erfahrungen mit unseren FreizeitpädagogInnen und SchulassistentInnen zeigen, dass sie alle sehr vielfältige Ausbildungen vorweisen können. Diese Heterogenität bringt viele tolle Inputs in die Betreuung. Dass auch Kinder in der Freizeitbetreuung klare Strukturen und Regeln brauchen, erkannten alle sehr schnell und diese Arbeit stellt für alle eine tägliche Herausforderung dar.
GemNova: Der GemNova Bildungspool legt großen Wert auf die Ausbildung bzw. Qualifizierung der MitarbeiterInnen in der Freizeitpädagogik. Wie sehen Sie die Anstrengungen hinsichtlich einer Besserqualifizierung und in weiterer Folge Qualitätssicherung in der Freizeitbetreuung von Pflichtschulen?
OBERMÜLLER: Die Ganztagsschulforschung belegt, dass eine deutliche Trennung des Personals für den Unterricht und für die Freizeit die Kinder und Jugendlichen die Freizeit auch tatsächlich als solche erleben lassen. Studien zeigen auch, dass sich Lehrende durchaus schwertun, in Freizeitstunden nicht auch Unterrichtselemente einfließen zu lassen.
Das derzeitige Personal, welches uns GemNova zur Verfügung gestellt hat, bringt entweder schon eine pädagogische Qualifizierung mit oder ist gerade dabei, die berufsbegleitende Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule zu absolvieren. Langfristig ergibt sich durch die geforderte Ausbildung mit Sicherheit eine Qualitätsverbesserung. SchulassistentInnen waren bisher in den meisten Fällen reine Hilfskräfte, die jedoch sehr wohl pädagogische Arbeit leisten müssen. Es ist längst an der Zeit, dass sich auch diese Ausbildungsschiene entwickelt.
GemNova: Wo sehen Sie Potenzial für Verbesserungen?
KOPP: Wir sehen unsere Erwartungen auf Grund der gegenseitigen Unterstützungen als erfüllt, Potenzial für Verbesserungen werden wir nach dem ersten Schuljahr ausloten. Nach den bisherigen Erfahrungen würde ich mir auch eine Zusammenarbeit im Bereich der Jugend (Jugendzentren und mobile Jugendarbeit) wünschen, da auch hier ein Bedarf an fachlich ausgebildetem Personal mit einheitlichen Anstellungsbedingungen erkennbar ist.
OBERMÜLLER: An den stärksten Tagen haben wir ca. 80 Kinder in der schulischen Tagesbetreuung. Aufgrund unterschiedlicher Anmeldungen und gemeinsamer Raumnutzungen sind die Gruppen täglich anders zusammengesetzt. Somit müssen die BetreuerInnen äußerst flexibel agieren. Verbesserungspotenzial sehe ich diesbezüglich in der Auswahl von Praxiseinheiten in der Ausbildung, um besser auf die tägliche Arbeit vorzubereiten. Hinsichtlich der Raumressourcen waren die Gemeinden als Schulerhalter in den vergangenen Jahren stark gefordert, ihre Schulgebäude an die Erfordernisse einer schulischen Tagesbetreuung anzupassen. Mit der Förderinitiative zum Ausbau der schulischen Tagesbetreuung konnten zwar viele infrastrukturelle Maßnahmen verbessert werden, trotzdem sind viele Raumressourcen noch semiprofessionell. Zudem sehe ich noch Verbesserungsbedarf bei einigen Rahmenbedingungen für die FreizeitpädagogInnen und SchulassistentInnen.
Vielen Dank für das Gespräch!